Über die Bedeutung von Martin Luther lässt sich wenig streiten. Würde er heute noch unter uns weilen, so würde er sich sicher über vieles wundern und seine Thesen überarbeiten. Wir als friedliebende Christen möchten ihm dabei helfen und haben eine neue - mögliche - Version erarbeitet:
Martin Luthers Thesen im 21. Jahrhundert
Aus Liebe zur Wahrheit und in dem Bestreben, diese zu ergründen, soll jeder gläubige Christ sich Fünfhundert Jahre nach Martin Luthers Thesenanschlag zu Wittenberg Gedanken über die aktuelle Auslegung der göttlichen Lehre und insbesondere der Zehn Gebote machen. Deshalb bitten wir die, die nicht mündlich mit uns diskutieren können, sich diese Fragen in Abwesenheit schriftlich zu beantworten. Im Namen unseres Herrn Jesu Christi, Amen.
Das erste Gebot
>>Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.<<
1. Ist ein Staatsvertrag zwischen Kirche und Staat nicht eine direkte Verletzung des ersten Gebotes, wenn Kirchenfürsten sich ihre Dienste vom Staat im Sinne der berühmten Silberlinge sehr gut bezahlen lassen?
2. Könnte man einen solchen Staatsvertrag nicht als eine Art des bei Luther viel zitierten Ablasshandels werten, wobei der Staat für sich und seine Diener von der Kirche Ablass für alle seine Sünden erhandeln möchte?
3. Sollte man den - zwangsweisen – Einzug der Kirchensteuer nicht auch als eine ähnliche Dienstleistung des Staates im Sinne eines Ablasshandels werten?
4. Ist es gerechtfertigt, dass Kirchendiener in Anbetung des Mammon Geldes sich in Armee-Uniform in fremden Ländern der Segnung der Waffen widmen?
5. Haben diese Kirchendiener, deren Kirchenfürsten und die kirchlichen Politiker dann Anrecht auf das Seelenheil?
6. Spielt dabei die päpstliche Curie wieder aktiv mit bei diesem o.g. Ablasshandel, indem sie diesen nicht nur duldet, sondern auch davon profitiert und als Manifestation die Vertreter dieser Vereinbarungen wohlwollend empfängt und segnet?
7. Können wir es mit den Geboten unseres Herren vereinbaren, wenn bei uns mit Geldern gottloser Herrscher wie dem Saudi-Arabischen König gottlose Moscheen gebaut werden?
8. Ist das nicht eine gezielte externe Förderung fremder Religionen?
9. Dürfen in diesen Moscheen in fremden gottlosen Ländern ausgebildete Imame lehren und dort teilweise Hass gegen Andersdenkende predigen?
Das zweite Gebot
>> Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.<<
10. Verwenden Politiker christlicher Parteien nicht den Namen Gottes für teils gottlose Taten im Inland und in fremden Ländern?
11. Ist es erlaubt Profit aus einer Sache zu ziehen, indem man sie mit kirchlichen Namen und Symbolen verbindet?
12. Darf eine Partei die Strukturen und die Werte der Kirche verwenden, um sich politisch Vorteile im Wahlkampf zu verschaffen?
13. Haben diese Politiker dann Anrecht auf ein Seelenheil obgleich sie viel über Christus reden und regelmäßig zur Kirche gehen?
Das dritte Gebot
>>Du sollst den Feiertag heiligen.<<
14. Wie ist dieses Gebot mit dem Bestreben der weltlichen und kirchlichen Fürsten nach Daueröffnung der Tempel des Konsums und Arbeit am Sonntag, die auch an jedem anderen Wochentag erledigt werden könnte, vereinbar?
15. Darf unser Herr von jüdischen Kirchenführern als so naiv eingeschätzt werden, dass er es nicht merkt, wenn jüdische Gläubige am Sabbat andere Menschen für sich einen Lichtschalter bedienen lassen, um scheinbar den Geboten zu folgen?
16. Hat dieses Gebot etwas damit zu tun, dass ein Jude am Sabbat einem Nichtjuden im Falle einer Gefahr nicht zu Hilfe eilen darf?
17. Sind Auflagen von Arbeitgebern diesem göttlichen Gebot treu, wenn durch ständige Erreichbarkeit über mediale Bindungen das Verhältnis von Aktivität und Ruhe massiv gestört wird?
18. Gehen durch diese zwangsweise Isolation des Individuums über scheinbare Dauer-Kommunikation nicht die Voraussetzungen für regelmäßige Buße in Kirchgemeinden verloren?
Das vierte Gebot
>>Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.<<
19. Ehren wir unsere Eltern, indem wir unseren Kindern in Medien vormachen lassen, wie sie Eltern über den Mund fahren und sie schlagen?
20. Ehren wir unsere Eltern, indem wir entgegen ihren Wünschen nach nie wieder Krieg von Deutschland aus unsere Kinder im Interesse globaler Konzerne wieder in fremden Ländern kämpfen lassen?
21. Ist es nicht ein Hohn für unsere in den Kriegen gefallenen Eltern und Großeltern, wenn vor ihren Gräbern zum Volkstrauertag ein Aufgebot der Bundeswehr, die wieder in fremden Ländern tötet, marschiert?
22. Versündigen sich Groß-Unternehmen und ihre Führungskräfte nicht global an diesem Gebot, wenn sie die von unseren Vätern hinterlassene Umwelt rücksichtslos ausbeuten und somit unsere gottgegebenen Grundlagen für unsere Kinder zerstören?
23. Dürfen unsere politischen Führungskräfte und wir als Christen es zulassen, dass auf der einen Seite scheinheilig große Anforderungen an unser Trinkwasser gestellt und auf der anderen Seite schamlos Giftstoffe geheimer Rezeptur ins Erdreich gepumpt werden, um Profite aus billigem Erdgas zu ziehen?
24. Kann man nicht jeden aus Profitgründen angezettelten Krieg als eine Entehrung unserer Vorfahren werten, wenn damit die Produkte ihrer Arbeitskraft wie Häuser, Betriebe, Felder, Gärten und kulturelle Errungenschaften und sogar deren Nachfahren ausgelöscht beziehungsweise zerstört werden?
Das fünfte Gebot
>>Du sollst nicht töten.<<
25. Ist es richtig, dass man wieder im Namen Gottes in fremden Ländern Krieg führt und Unschuldige im Namen Gottes tötet?
26. Was unterscheidet heutige Interessensdurchsetzung in Afghanistan, Irak und Syrien wegen Erdöl und Erdgas von denen zu den Kreuzzügen im Interesse von Gold und Edelsteinen?
27. Haben Politiker und Kirchenfürsten und Pfarrer ein Anrecht auf das Seelenheil, wenn sie Waffen segnen (lassen)?
28. Müssen heutige Politiker nicht um ihr Seelenheil bangen, wenn sie des Mammons willen entgegen ihren eigenen Prinzipien ungläubigen Staaten wie Saudi-Arabien und der Türkei Waffen liefern, damit diese gläubige Christen und andere Ungläubige töten?
29. Was geschieht mit Christen, die wissentlich diese kriegerische Politik dulden?
30. Sind die Deutschen, die das Verbrechen an den Hereros 1907 duldeten, in den Himmel gekommen?
31. Wie viele deutsche Seelen kamen während der Massaker des 1. Weltkrieges in den Himmel?
32. Wie viele deutsche Seelen kamen während des 2. Weltkrieges von aktiven Kämpfern und Mitläufern an der Heimatfront in den Himmel, obgleich sie regelmäßig beteten und Sonntag zur Kirche gingen, so weit das möglich war?
33. Müssen wir uns nicht um unser aller Seelenheil sorgen, wenn wir aktuell deutsche Kriegstreibereien in aller Herren Lande als Politiker fördern und als einfache Bürger dulden?
34. Sollten wir nicht einfach im Sinne unseres Herrn aufstehen und mit einer Stimme gegen diese gottlosen Politiker, Kirchenfürsten und Rüstungskonzerne auftreten?
Das sechste Gebot
>>Du sollst nicht ehebrechen. <<
35. Ist es nicht eine Schande, wenn der Staat des Mammons wegen Prostitution legalisiert und damit auch der Zwangsprostitution Tür und Tor öffnet?
36. Riskieren christliche Politiker nicht ihr Seelenheil, wenn sie Polizisten reduzieren, damit die Ordnungshüter gegen solche Praktiken machtlos sind und sich legale und illegale Rotlicht-Bezirke ungestraft ausbreiten können?
37. Sind die Ehe und der freie Wille der Eheschließenden unseren heutigen Politkern so unwichtig, dass sie in unserem Land heidnische Zwangsehen von Minderjährigen dulden?
38. Ist uns im Rahmen der Institution Ehe das Kindeswohl so unwichtig, dass wir heidnische Bräuche wie Beschneidungen von Jungen und Mädchen nicht nur dulden, sondern sie sogar schützen, wenn es um befreundete Staaten geht?
39. Haben nicht auch kirchliche Würdenträger zutiefst natürliche Bedürfnisse, dass man sie zu deren Befriedigung in die Illegalität zwingen muss und damit naheliegende Praktiken wie Kindesmissbrauch fördert?
40. Darf ein Pfarrer zur Lüge gezwungen werden, wenn er seinem gewohnten Leben und Arbeiten nachgehen will und trotzdem eine andere Person liebt?
41. Ist dann der Pfarrer mehr gegenüber dem Herrn schuldig als die Curie, die solcherart Scheinheiligkeit hervorbringt?
42. Darf man eine Mutter verurteilen, die aus vielerlei Nöten ihr Kind abtreibt und damit ihre Ehe samt den anderen Kindern rettet und am Ende diese zu Gottesfürchtigen Menschen erzieht?
Das siebte Gebot
>>Du sollst nicht stehlen.<<
43. Dürfen ein Staat und seine Politiker sich auf den Herrn berufen, wenn sie in andere Länder einfallen und mit kriegerischen Mitteln Bodenschätze und Land rauben?
44. Ist es nicht purer Diebstahl, wenn Politiker und Banken durch ihre Niedrig-Zinspolitik zwar durch übermäßige Rüstung und Korruption verschuldete Staaten begünstigen und gleichzeitig redlich erarbeitete Werte durch das Verhältnis Inflation zu Niedrigzinsen vernichten und damit Bürger indirekt enteignen?
45. Kann man es gutheißen, wenn durch eine Schlecht- bzw. Nicht-Regulierung des Marktes sich immer wieder skrupellose Geschäfte-Macher in gezielt provozierten Krisensituationen eine sogenannte goldene Nase verdienen und gleichzeitig arme Menschen ihre Existenz verlieren?
46. Ist eine als harmlos verniedlichte israelische Besiedlung auf besetzten Palästinenser-Gebieten nicht ein Diebstahl von Land, Wasser und Bodenschätzen, da man diese Dinge ja Jemanden wegnehmen muss, wenn man den Neusiedlern Land und Wasser-Rechte vergeben will?
47. Müssen Politiker und auch wir als Nutznießer nicht um das Seelenheil fürchten, wenn wir dulden, dass internationale Konzerne einheimischen Menschen in der sogenannten Dritten Welt Rohstoffe, Land und Wasser wegnehmen, um für uns billige Produkte wie Kartoffeln, Kakao und Rosen herzustellen?
48. Ist es nicht auch Diebstahl an Arbeitskraft und Lebensqualität, wenn wir im Ausland unterbezahlte Arbeitskräfte wie Sklaven unsere billigen Waren produzieren lassen?
49. Kann man es den Einheimischen verdenken, wenn sie sich gegen solcherart Diebstahl in irgendeiner Weise unter Verletzung dieser zehn Gebote wehren?
Das achte Gebot
>>Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.<<
50. Müssen wir nicht alle Angst um unser Seelenheil haben, wenn wir es zulassen, dass unsere Politiker wieder in den Medien der Logik des Krieges, nach der jegliche Verletzung der christlichen Gebote und Ethik erlaubt sein soll, frönen?
51. Darf man im Sinne eines Eigenvorteils und/oder eines Fremdvorteils der USA wieder nach dem alten römischen Sprichwort „Teile und Herrsche“ durch Lügenpropaganda Zwietracht unter Menschengruppen und Völkern säen, wie es aktuell wieder gegen Russland passiert?
52. Ist eine Halbwahrheit – wie das Verschweigen der übermäßigen Aufrüstung von Griechenland als Pleite-Ursache - nicht auch eine Lüge im Sinne des oben genannten Gebotes?
53. Sind das Weglassen von Wahrheiten in Geheim-Verträgen des Staates mit anderen Staaten und Privat-Unternehmen im Sinne der Profit-Maximierung und Übervorteilung des Steuerzahlers nicht nur gegen das Grundgesetz, sondern auch ein Verstoß gegen das achte Gebot?
54. Da vor dem Herrn alle Menschen gleich sind, könnte es auch eine große Sünde sein, dass reiche und einflussreiche Größen der Politik und der Wirtschaft milder behandelt werden, wenn sie schwindeln. Gefährdet diese Anmaßung und die Duldung durch die Mehrheit das Seelenheil?
Das neunte Gebot
>>Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.<<
55. Kann man im Zusammenhang mit der Globalisierung im übertragenen Sinne anstelle von einem Haus auch vom Begehren der Reichtümer eines fremden Staates sprechen, wenn man die widerrechtlichen Kriege der USA und seiner Verbündeten meint?
56. Wie wäre es dann um das Seelenheil der Amerikaner, die immer noch widerrechtlich fremde Territorien besetzt halten und nach Gusto Krieg führen, bestellt?
57. Wie ließen sich in diesem Rahmen die Apartheit-ähnlichen Zustände der widerrechtlichen Besatzung des israelischen Staates und deren Siedlungspolitik beurteilen?
58. Muss man Angst um das jüdische Seelenheil und das von ausländischen Politikern, die diesen Zustand dulden und fördern, haben, wenn der israelische Staat nach Belieben Krieg gegen die Bewohner seiner besetzten Gebiete führt?
59. Gehört es noch zur Missachtung dieses Gebotes, wenn sich US-Geheimdienste seit Jahrzehnten aktiv in die inneren Angelegenheiten fremder Staaten bis hin zur Tötung unliebsamer Zeitgenossen einmischen?
60. In welche Kategorie sollte man dann die gezielte „Züchtung“ von Terroristen durch US-Politik wie zum Beispiel die Unterstützung der Exil-Kubaner im „Schweinebucht-Konflikt“, die frühere Förderung der Taliban in Afghanistan und der Generierung der IS-Terroristen im Irak einordnen – auch bei der Verletzung des 9. Gebotes?
Das zehnte Gebot
>>Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.<<
61. Da das neunte und zehnte Gebot eng mit dem siebenten Gebot zusammenhängen, stellt sich die Frage, ob es für den Zorn des Herrn schon reicht, wenn wir nur davon profitieren, dass unsere kirchlichen und weltlichen Führer solcherart Frevel begehen, ob wir uns aktiv daran beteiligen müssen oder ob eine Duldung für diesen Tatbestand schon hinreichend ist?
62. In einer so vielgestaltigen Welt gibt es natürlich so viel mehr, was man begehren könnte. Reicht für die Übertretung des Gebotes schon der Neid und das Begehren aus, und reicht es dann aus, einfach in Worten Buße zu tun?
Allgemeine Betrachtungen:
63. Könnte es nicht sein, das dem Herrn diese ganze globale Missdeutung seiner Gebote so sehr verärgert hat, dass er uns ähnlich wie bei der Sintflut unberechenbare Politiker wie den aktuellen amerikanischen Präsidenten schickt, um nach einem Endzeit-Szenario mit seiner Schöpfung erneut von vorn zu beginnen?
64. Hat er nicht dann immer vorher Gesandte – die im allgemeinen nicht gehört und verlacht wurden - geschickt, um sein Volk zu warnen und ihm eine Chance zur Umkehr auf den rechten Weg zu geben?
65. Wie wären dann deutsche Antikriegs-Aktivisten vor dem zweiten Weltkrieg und aktuelle Rufer in der Wüste für den Frieden einzuordnen?
66. Könnte es nicht sein, dass der ganze Trubel um Martin Luther nur dem Kommerz geschuldet ist und man dieses daran erkennen kann, dass wichtige Zeitgenossen von ihm wie der Bauerführer Thomas Münzer verschwiegen werden, weil sie nicht ins Weltbild der aktuellen Kirchenfürsten passen?
67. Dürfen wir ignorieren, dass nicht nur Martin Luther in späteren Jahren abfällig über die Juden geschrieben hat, sondern auch jüdische Gelehrte wie Maimonides sehr abfällig über die Nichtjuden, die man als Arzt nicht zu behandeln braucht und denen man laut Talmud ungestraft Besitz und Leben nehmen darf - genau wie jedem Nichtjuden, der die Thora liest, der Tod sicher sein soll?
68. Martin Luther hat sich in seinen 95 Thesen vorwiegend mit den direkten Details zum individuellen Ablass, dem Seelenheil, der Buße und dem Papst beschäftigt. Das brauchen wir hier nicht wiederholen, da es entweder noch allgemein anerkannt und gültig oder in Teilen wie im Falle der Ablassprediger sichtlich überholt ist.
69. Noch immer sind viele Probleme, die Martin Luther angesprochen hat, nicht erfüllt. Auch 500 Jahre nach dem Thesenanschlag haben es die Kirchen nicht geschafft, sich zu reformieren und als eine gemeinsame Kirche für einen Gott zu vereinen. Es liegt also die Vermutung nahe, dass es dem christlichen „Bodenpersonal“ mehr um Macht und Privilegien als um den wahren Glauben geht. Wir beten für sie.
70. In diesem Sinne sollten wir einmal in unserem Alltagstrott inne halten, inständig über die obigen Fragen nachdenken und Buße für unser Fehlverhalten tun.
gezeichnet: Stalingrad-Enkel e.V.
(ein Verein, der versucht, im Namen der Gefallenen des gleichnamigen Feldzuges zu handeln)
Dieser Artikel unterliegt keinem Copyright. Er darf ohne Veränderung unter unserem Vereinsnamen beliebig kopiert, verwendet und zitiert werden. Eine Diskussion und Weitergabe ist ausdrücklich erwünscht. Wenn erlaubt, darf er auch an Kirchentüren geschlagen werden. Danke.
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Interessanterweise gibt es auch eine Version, die von engagierten Christen erstellt worden ist. Im Rahmen der Deutschen Friedensgesellschaft gibt Aktivitäten unter der Rubrik: "Vereinigte KriegsgegnerInnen zum Jubiläum „500 Jahre Reformation“"
1. Jesus von Nazareth hat gewaltlos gelebt. Er hat Gewaltlosigkeit gepredigt. Er hat die Friedensstifter selig gesprochen. Er hat gelehrt, wie man aufrecht bleiben kann, auch wenn man angegriffen wird. Bei seiner Verhaftung hat er sich nicht gewehrt.
2. Als ChristInnen sind wir berufen, mitten in dieser Welt, die voller Gewalt ist, ZeugInnen seines Friedens zu sein. Wir sind in seine Nachfolge gerufen. Wir dürfen im Geist seines Friedens leben.
3. Eine Reform der Kirche ist auch heute dringend nötig. Reformieren heißt zurück-formen, sich immer neu an Jesus Christus orientieren.
4. Jesus hat verkündet, dass das Reich Gottes nahe herbei gekommen ist und teilweise schon begonnen hat.
5. Zum Reiches Gottes gehört zentral die Gewaltlosigkeit. Traditionell werden aber andere Dinge betont: die Vergebung der Sünden, die Einladung an Außenseiter, die Heilung der Kranken etc.
6. Die ChristInnen der ersten Jahrhunderte haben alles Militärische entschieden abgelehnt haben, mindestens bis zum Anfang des 3. Jahrhunderts. Dieser Befund wird in der Theologie selten wahrgenommen.
7. Seit der Konstantinischen Wende (4. Jh) wird der Gedanke der Nachfolge Christi an den Rand der Kirche gedrängt. Ebenso der Gedanke der Gewaltlosigkeit.
8. Martin Luther und andere Reformatoren haben viele Bereiche der Kirche und des Lebens reformiert, aber sie haben das Thema „Militär und Gewalt“ ausgeklammert. Durch die Reformation hat sich in diesem Bereich nicht viel verändert.
9. Das Jubiläum „500 Jahre Reformation“ könnte ein Anlass sein, dieses Stück Reformation nachzuholen.
10. Die Kirchen sollten nicht länger zweigleisig fahren: „Wenn man ohne Gewalt keinen Erfolg hat, dann ist – als letzte Möglichkeit – doch Gewalt zulässig.“ Sondern die Kirchen sollten ganz auf gewaltlose Methoden vertrauen.
11. Nicht nur der Glaube sondern auch die Vernunft sagt: Gewaltfreie Methoden sind nachhaltiger, effektiver und kosten weniger Menschenleben als militärische Methoden. Auch statistische Untersuchungen zeigen dies.
12. Mit der Bergpredigt lässt sich Politik machen, und zwar nachhaltige Politik. Beispiele: die friedlichen Revolution in der DDR 1989 und in Liberia 2003.
13. Paulus schreibt an die Kirchengemeinde in Rom: Man kann Böses nur mit Gutem überwinden. Wir meinen: Dies gilt auch für Konflikte zwischen Völkern.
14. Die Botschaft von der Gewaltlosigkeit richtet sich an alle Menschen, nicht nur an wenige Auserwählte.
15. Die Botschaft von der Gewaltlosigkeit gilt nicht nur für vergangene Zeiten (Paradies) oder zukünftige Zeiten (Himmel), sondern für unsere Zeit heute.
16. In den Volkskirchen gibt es die Angst, Mitglieder zu verlieren, wenn man sich gegen Rüstung und Militär ausspricht. Angst bestimmt insbesondere das Handeln der Kirchenleitung. Aber nicht die Angst sondern Jesus Christus soll unser Handeln bestimmen.
17. Die Kirche segnet heute zwar keine Waffen mehr. Aber die wohlwollende Begleitung der SoldatInnen durch Militärgeistliche wirkt wie ein dauerhafter Segen (Segens-Abo).
18. MilitärpfarrerInnen begleiten, trösten und unterhalten die Soldaten in der Heimat und im Ausland. Sie sind nützliche Räder im militärischen Getriebe. Sie stabilisieren das militärische System. Nur selten hat jemals ein Militärpfarrer zur Kriegsdienstverweigerung aufgerufen.
19. Auch in anderen Ländern der Erde gibt es Militärgeistliche. Sie benutzen Dienstfahrzeuge des Militärs, haben ihre Büros in Kasernen, tragen im Einsatz militärische Kleidung und werden vom Militär bezahlt. Details sind von Land zu Land verschieden, das Grundmuster ist dasselbe.
20. Die Kirchen in der DDR haben positive Erfahrungen damit gemacht, dass Soldaten in ihrer Freizeit die Pfarrhäuser aufsuchen konnten und in ihrer Freizeit an kirchliche Veranstaltungen teilnehmen konnten.
21. Jesus Christus hat sich Behinderten, Armen und Soldaten zugewendet. Aber es ist eine Sache, sich einem Menschen zuzuwenden. Es ist eine andere Sache, seine Aktivitäten zu begleiten und zu unterstützen.
22. SoldatInnen sind und bleiben willkommen in unseren Gemeinden, bei Taufen, Hochzeiten und beim Abendmahl, als SängerInnen im Kirchenchor etc.
23. In vielen Ländern gibt es AuslandspfarrerInnen. Diese werden von der Kirche bezahlt und organisiert. Unser Vorschlag: Diese PfarrerInnen sollten gleichermaßen für EntwicklungshelferInnen, DiplomatInnen, medizinisches Personal und SoldatInnen zuständig sein.
24. Es gibt in jedem Jahr in Deutschland etwa 70 Militärkonzerte in evangelischen und katholischen Kirchen. Dabei werden in der Regel keine Märsche sondern christliche Stücke und Filmmelodien gespielt.
25. Militärmusik in Kirchen ist Sympathie-Werbung für das Militär und den Krieg. Was würde Jesus zu einem Militärkonzert in seinem Haus sagen?
26. Auf Kirchentagen gibt es Auftritte der Bundeswehr-Musikkorps, Werbestände der Militär-Seelsorge und i.d.R. einen Gottesdienst mit Militärbischof und Verteidigungsminister/in. Unsere Meinung: Der Kirchentag soll dem Frieden dienen, nicht aber dem Militär.
27. So wie Jesus Christus die Händler und Geldwechsler aus dem Tempel vertrieben hat – nämlich gewaltlos aber energisch – so sollten auch wir heute alles Militärische aus den Kirchen vertreiben, vor allem die Militärkonzerte und die Militärseelsorge.
28. Die großen Kirchen sollten ihren Mitglieder empfehlen, nicht beim Militär und nicht in der Rüstung zu arbeiten. Diese Empfehlung fehlt bislang.
29. Viele Kirchengemeinden, in deren Bereich sich Rüstungsfirmen befinden, verschließen davor die Augen. Die Kirchenleitung soll solche Gemeinden dazu ermuntern, Informationen über diese Firmen zu sammeln, zu diskutieren und zu veröffentlichen.
30. Manche kirchlichen und diakonischen Einrichtungen lassen sich Projekte durch Rüstungsfirmen sponsern. Als Gegenleitung wird stillschweigend erwartet, dass die Kirchengemeinde nichts gegen die betreffende Firma sagt. Diese Praxis ist zu beenden.
31. Die Kirche soll fordern, dass jeder Euro, der bislang in die Bundeswehr investiert wird (über 30 Mrd/Jahr), in soziale Projekte und in das Training gewaltfreier Methoden investiert wird.
32. Es gibt Methoden und Projekte für den gewaltfreien Umgang mit internationalen Konflikten, beispielsweise der Zivile Friedensdienst, die Peace Brigades International, die Nonviolent Peaceforces, den Bund Soziale Verteidigung und die Christian Peacemaker Teams. Es gibt vielfältige Projekte der Völkerverständigung. Es gibt die Bemühung, bestimmte Waffenarten zu ächten. Die Kirche möge diese Methoden und Projekte deutlicher als bisher unterstützen.
33. Die Religionen – auch das Christentum – soll dem Frieden und der Gerechtigkeit dienen. Die Religionen sollen nicht länger der Gewalt, dem Krieg und dem Militär dienen.
34. Der Prophet Micha: „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Kein Volk wird gegen das andere das Schwert erheben, und sie werden fortan nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken.“
Wittenberg, den 14. August 2014
Eine Gruppe von Christinnen und Christen bei der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) hat diese 34 Thesen am 14.08.2014 in Wittenberg an den Bauzaun der Schlosskirche geheftet.
Natürlich konnten sich diese Christen NICHT innerhalb der Staats-Kirchen durchsetzen.
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